Die Ausgangssituation
In einem mittelständischen Unternehmen, das seit über 50 Jahren besteht und 450 Mitarbeiter beschäftigt, stand die Geschäftsführung vor einer kritischen Entscheidung. Um die Ertragslage nachhaltig zu stabilisieren, war eine Kostenreduzierung von 15% und damit auch ein teilweiser Personalabbau unumgänglich. Diese Ankündigung löst im Middle Management eine Welle von Frustration, Unsicherheit und schließlich Kämpfe um Besitzstände aus.
Die Herausforderung
Die Mehrzahl der Manager, geprägt von jahrelanger Beständigkeit und Sicherheit, fühlten sich persönlich unfair behandelt: „Jahr ein Jahr aus liefert das Unternehmen Gewinne ab, wir holen alles raus aus unseren Mitarbeitern und nun, wo es mal in die andere Richtung geht, sollen wir es ausbaden und verdiente Mitarbeiter vergraulen wenn nicht sogar kündigen?“ Während einige versuchten, sich der Kostensenkung ganz zu entziehen, probierten andere, sie auf die Kollegen abzuwälzen.
Der Lösungsansatz
Die Geschäftsführung folgte unserem Rat, den innovativen Managementansatz des „Fairen Prozess“ für eine konsequente und maximal unterstützte Umsetzung zu nutzen. Der Ansatz folgt drei Grundprinzipien: Klarheit, Konsistenz und Partizipation. Der „Faire Prozess“ sieht 5 Schritte vor. 1. Klarheit über die Rahmenbedingungen schaffen 2. Relevante Stakeholder identifizieren 3. Feedback einholen 4. Entscheidungen treffen und erklären 5. Entscheidungen umsetzen und überprüfen.
Die Umsetzung
Die Manager wurden aufgefordert, gemeinsame Vorschläge für die Kostensenkung zu entwickeln während die Geschäftsführer versicherten, ihre Entscheidung den Managern transparent und ausführlich zu begründen. In den nachfolgenden Workshops wurden die Manager von uns ermutigt, ihre Gedanken offen zu teilen. Denn ihre Sorge, die besten Mitarbeiter könnten sich veranlasst sehen zu gehen, war zentral. Durch gezieltes Hinterfragen und Reflexion der eigenen Motive überwanden sie langsam ihr Gegeneinander. In Akzeptanz ihrer Situation begannen sie stattdessen nach Lösungen zu suchen, die möglichst für alle erträglich erschienen.
Ein Durchbruch
Der Wendepunkt trat ein, als sich schließlich einige Manager bereit erklärten, Personal bei sich zu reduzieren, sofern ein anderer Manager zugestand, einige Abläufe in seinem Bereich umzustellen. Die Suche nach weiteren Lösungen wurde befeuert als erkannt wurde, dass „Win-Win“ anstelle von „Win-Lose“ oder gar „Lose-Lose“ Konstellationen auch in der Situation der Kostensenkung möglich waren.
Die Ergebnisse
Trotz anfänglicher Zweifel gelang es den Managern nicht nur Lösungen zu finden, sondern die umfassenden Sparmaßnahmen teils mit Personalabbau auch persönlich vertreten zu können. Der Geschäftsleitung fiel es nun leichter, ihre Entscheidung der Maßnahmen zu begründen und deren Umsetzung durchzusetzen. Die Grundprinzipien von Einbindung, Solidarität, Transparenz und Fairness trugen wesentlich zum Erfolg bei.
Fazit
Der Fall zeigt, dass diese Grundprinzipien Schlüsselelemente in schwierigen Unternehmensentscheidungen sind. Er illustriert, wie durch einen integrativen Ansatz und die Einbeziehung aller Beteiligten ein effektiver und kooperativer Prozess ermöglicht wird.